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Thematisch widmet sich die KFO 115 den funktionellen Störungen des Magen-Darm-Trakts nach operativen Eingriffen

Zentraler Inhalt der zweiten Förderperiode ist weiterhin die postoperative Darmatonie und insbesondere deren zugrunde liegende Pathophysiologie. Trotz der multifaktoriellen Genese dieses posttraumatischen Geschehens wurden in den letzten Jahren drei hauptsächliche Ursachen identifiziert, die einen synergistischen Effekt aufweisen: nervale, inflammatorische und pharmakologische Mechanismen. Letztere können potentiell durch Umstellung der Medikation minimiert werden, dennoch sind klinische Erfolge in der Behandlung bisher wenig erfolgreich. Die nervalen Faktoren werden zum einen zentral, über einen CRF (corticotrophin-releasing factor)-vermittelten adrenerg-inhibitorischen Mechanismus, und auch vagal, über einen cholinerg-inhibitorischen Mechanismus, vermittelt. Die lokale Entzündungsreaktion der Darmwand führt über die Aktivierung immunologisch-potenter Leukozyten zur Ausschüttung inflammatorischer Mediatoren mit einer nachfolgenden Rekrutierung leukozytärer Zellen und einer Hemmung der Darmmotilität. Die initialen Trigger dieser Mechanismen sind weitgehend unbekannt.

Diese beiden Ursachen sind eng verknüpft mit den besonderen funktionellen Aufgaben des Magen-Darm-Traktes: der geordneten und steuerbaren Motilität und der geordneten und steuerbaren Erkennung und Prozessierung von Fremdantigenen und Nahrungsstoffen. Diese besondere Struktur und Funktion des Magen-Darm-Trakts die zwischen „second brain“ (größte Menge an Nervenzellen außerhalb des Gehirns) und immunologisch-aktivem Zentrum (größte Ansammlung immunologischer Zellen im GALT) liegt, erfordert eine eng koordinierte und spezifische Zusammenarbeit, über die bisher sehr wenig bekannt ist. Störungen dieser Koordination im Rahmen der postoperativen Phase führen neben der Motilitätsstörung auch zur systemischen Ausbreitung der Entzündungsreaktion (SIRS und Sepsis) und zu Wundheilungsstörungen (Anastomoseninsuffizienz). Der klinische Zustand unserer Patienten in der Viszeralchirurgie ist entscheidend durch diese postoperativen Komplikationen geprägt. Die zukünftige Altersstruktur unserer Gesellschaft und die anhaltende technische Entwicklung, mit ständiger Ausweitung des Möglichen, wird diese Problematik weiter vertiefen.