Teilprojekt 03

Immunologische und funktionelle Rolle der Tunica muscularis im Rahmen der akuten Abstoßung bei der Dünndarmtransplantation

Arbeitsgruppe Schäfer/Türler
Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Sigmund-Freud-Str. 25  l  53105 Bonn


Obwohl in der letzten Dekade erhebliche pharmakologische und operativ-technische Fortschritte auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin zu verzeichnen sind, ist der klinische Erfolg der Dünndarmtransplantation wegen hoher Abstoßungsraten und häufiger infektiöser Komplikationen weiterhin enttäuschend.

Es wurde berichtet, dass residente Leukozytenpopulationen und die transplantationsassoziierte bidirektionale Wanderung immunkompetenter Zellen zwischen dem Transplantat und dem Empfänger bei der Dünndarmtransplantation eine wichtige Rolle bei der Entstehung der akuten Abstoßungsreaktion und der Störung der Barrierefunktion des Darmes spielen. Bei der Analyse der immunologischen Vorgänge im Rahmen der Dünndarmtransplantation wurde bisher die Tunica mucosa in diesem Zusammenhang als die entscheidende Wandschicht angesehen. Es konnte nun gezeigt werden, dass die Tunica muscularis des Dünndarmes ein ausgedehntes Netzwerk residenter Makrophagen besitzt, das durch verschiedenste Traumata, wie einem Reperfusionsschaden oder einer operativen Alteration aktiviert wird und dadurch lokale Entzündungsvorgänge in Gang setzt. Die sich daraus ergebene potentielle immunologische Bedeutung für die Dünndarmtransplantation wurde bisher nicht berücksichtigt.

In einer humanen Dünndarmtransplantationsstudie haben wir zeigen können, dass bereits durch die Entnahmeoperation beim Organspender die Entzündungskaskade in Gang gesetzt wird und dass hierdurch vor der Reperfusion und der eigentlichen immunologischen Auseinandersetzung zwischen dem Transplantat und dem Empfänger ein hoch-entzündliches Milieu in der Tunica muscularis geschaffen wird. Wir haben nun die Hypothese aufgestellt, dass die Entzündungsreaktion und insbesondere die inflammatorische Vorschädigung durch den Entnahmevorgang zu der Entstehung der immunologischen Komplikationen bei der Dünndarmtransplantation beiträgt. In diesem Zusammenhang nehmen wir an, dass der Entnahmeoperation eine entscheidende Bedeutung bei der Initiierung der Entzündungsvorgänge zukommt und dass durch eine Blockade oder Unterbrechung dieses Mechanismus schon vor Beginn oder während der Entnahmeoperation der klinische Erfolg der Dünndarmtransplantation verbessert werden kann. Ziele des geplanten Versuchsvorhabens sind 1. die Definition und Analyse der Kinetik molekularer inflammatorischer Vorgänge in der intestinalen Muskularis während der Dünndarmtransplantation unter besonderer Berücksichtigung des Organentnahmeschadens, 2. die Bestimmung der Bedeutung dieser Entzündungsreaktion für die Entwicklung der akuten Abstoßungsreaktion und 3. die Untersuchung des Effektes einer antiinflammatorischen Vorbehandlung des Organspenders vor Beginn der Entnahmeoperation für den funktionellen und immunologischen Erfolg der Dünndarmtransplantation.


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